Jeder kennt die unzähligen Empfehlungen diverser Ernährungsberater und Naturheilkundler, die mit speziellen Diäten oder auch Pülverchen den Säure-Basen-Haushalt im Körper harmonisieren wollen. Angeblich führe eine falsche, insbesondere Fleisch-lastige Ernährung zur nachhaltigen Übersäuerung des Körpers, was wiederum allerlei Symtome verursache wie Energiemangel, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, bis hin zu Allergien und Rheuma.

Beim STERN, Rubrik “Wissenschaft und Gesundheit” wird nun in einem Schwerpunkt-Thema “Stoffwechsel, alles eine Frage der Toleranz” mit der ganzen Theorie der Übersäurung durch Ernährung gründlich aufgeräumt. Zunächst wird erläutert, wie der Körper sein Säure-Basen-Gleichgewicht eigenständig ausbalanciert, bzw. den PH-Wert stabil hält. Die Frage, ob man mittels Ernährung dieses System durcheinander bringen und so den Körper nachhaltig übersäuern könne, wird klar verneint:

“Ein gesunder Mensch mit normal funktionierenden Nieren kann seinen Säure- Basen-Haushalt über die Ernährung nicht bleibend durcheinanderbringen”, sagt Ernährungsmediziner Andreas Pfeiffer, “dafür würde auch ein Berg Fleisch, also zum Beispiel 500 Gramm pro Tag, nicht ausreichen.” Eine gesunde Ernährung, die viel Gemüse und Obst enthalte, sei zwar generell gut für den Körper. Das “hat aber mit dem Säure- Basen-Haushalt nichts zu tun. Wenn ein durchschnittlich trainierter Mensch eine Stunde Sport treibt, ist er ebenfalls übersäuert, und es schadet ihm nicht, im Gegenteil”.”


Hans Hauner, Leiter des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München, erläutert weiter, es gebe für die These von der Übersäuerung bis heute keinerlei wissenschaftlichen Nachweis. Deshalb verortet er sie sogar an der Grenze zu “Humbug und Verdummung”.


Harte Worte! Wenn ich mich erinnere, wie oft wissenschaftlich fundierte Empfehlungen in Sachen Ernährung sich schon geändert, sogar ins Gegenteil gekehrt haben, wäre ich an seiner Stelle vorsichtiger. Letztlich braucht uns aber der Streit um die letzte Wahrheit in dieser Angelegenheit nicht wirklich bekümmern: einig sind sich ja immerhin alle, dass eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse auf jeden Fall gesünder ist als eine mit viel Fleisch und Fett.

# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Samstag, 19. Juli 2008 um 09:01 Uhr in Gesund leben & ernähren | 10977 Aufrufe

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Kommentare:

Mit der gesunden Ernährung sind wir uns schnell einig. Aber was ist mit den Nahrungsergänzungsmitteln, die meinen Säure-Basenhaushalt wieder in Ordnung brigen sollen?

Thomas am Sonntag, 20. Juli 2008 um 10:20 Uhr

Die sind dann ebenso überflüssig, denn - so zeigt ja der STERN-Artikel auf - der Körper hat seine eigendynamischen Ausgleichsmechanismen, die keinen speziellen Input brauchen, um zu funktionieren.  Das wird jedenfalls als “Stand der Wissenschaft” immer wieder verkündet.

Christiane Bach am Sonntag, 20. Juli 2008 um 21:44 Uhr

Ich bin auch der Meinung, dass der Körper stets am “Ausgleichen” ist. Dennoch braucht er zum ausgleichen Basen. Wenn ich dem Körper nur “Schrott” anbiete und mich weitestgehend sauer und mineralstoffarm ernähre, ist das System irgendwann überfordert. Der menschliche Organismus ist doch gar nicht auf unsere moderne Zivilisationskost eingestellt.

Klar hat die Schulmedizin eine andere Meinung. Für sie gibt es auch keine Schlacken, dabei sollte sie es besser wissen. Stichwort: Gicht.

Marc am Sonntag, 15. Februar 2009 um 21:21 Uhr

Ok ok,

aber wenn ich das gefühl habe, meine Magensäure kommt mir gleich hoch, dann ist da schon ein gewisser zusammenhang zu dem Kaffee und dem Orangensaft, den ich morgen hatte, oder?

Manuela Becker am Montag, 12. Dezember 2011 um 08:08 Uhr


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