Manchmal hab’ ich auch dann noch Appetit, wenn der Magen eigentlich schon voll ist. Eine seltsame Gier nach MEHR, die nicht befriedigt wird, indem ich einfach weiter esse. Z.B. mag ich gerne Nudelgerichte mit Käse-, Fleisch- oder Pilz-Soße, doch der zweite Teller stimmt nicht zufriedener - wie komisch! Es fehlt einfach etwas - aber was?
Im Lauf dieser Selbstbeobachtung und einiger Experimente fand ich heraus: Wenn ich darauf achte, dass ein Essen möglichst verschiedene Geschmacksrichtungen umfasst, dann muss ich weit weniger essen, um mich satt und wohl zu fühlen. Ebenso förderlich ist es, wenn auch das Auge etwas davon hat: Petersilie über den Gurkensalat gestreut und ein paar Tomatenschnitze dazu machen das Ganze viel befriedigender als NUR Gurken und Salatsoße.
Unsere Altvorderen wussten noch um diese Dinge, denn zu einem “richtigen” Essen gehörten verschiedene Komponenten: zuvor eine Suppe, zum Hauptgang Salat (sauer), zum Abschluss die süße Nachspeise. Im heutigen beschleunigten Alltag begnügen sich dagegen immer mehr Menschen mit einer einzigen Speise: ein Fertiggericht, ein Nudelteller mit Pesto, oder nur ein Salat, weil man abnehmen will. Abgesehen vom Nährwert bringt diese “Eintönigkeit” keine echte Befriedigung, schon bald hat man wieder Appetit und stillt diesen dann “auf die Schnelle” mit hoch-kalorischen Süß-Riegeln und Schokolade.
Die Ernährungslehre der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) vermittelt eine andere, ganzheitlichere Weisheit: Jede Mahlzeit soll möglichst alle fünf Geschmacksrichtungen (sauer, bitter, süß, scharf, salzig) und auch alle fünf Farben (grün, rot, gelb, weiß und blau/schwarz) enthalten. Die Lebensmittel werden in YIN und YANG eingeteilt, wobei YANG für Wärme steht und YIN für Kälte. Das bezieht sich nicht auf die Temperatur der Nahrung, sondern auf die Wirkung, die sie im Organismus haben: Gewürze erzeugen z.B. Wärme, Gurken und Tomaten kühlen. (Und wirklich: wer hat schon im herein brechenden Winter noch Lust auf einen “Sommersalat”?) Daneben gibt es noch neutrale Nahrungsmittel wie Kohl, Möhren, Hülsenfrüchte oder Getreide.
Mir hat es viel gebracht, den bitteren Geschmack wieder in die Ernährung einzubeziehen, der ja leider aus vielen Dingen, die früher einmal recht bitter waren, heraus gezüchtet wurde. Chicoree, Rukola, Walnüsse, Schafskäse, Physalis - eine Mahlzeit rundet sich damit zu einer fast vergessenen geschmacklichen Harmonie, die dem Gesamtbefinden gut tut! Und auf einmal ist WENIGER tatsächlich MEHR!
# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Mittwoch, 29. November 2006 um 08:14 Uhr in TCM: Grundlagen | 7115 Aufrufe
TCM-Ernährung, chinesische Ernährungslehre, Yin-Nahrung, Yan-Nahrung, Farbe, Geschmacksrichtungen, ganzheitliche Ernährung
Kommentare:
Ich praktizieren die TCM Ernährung auch schon seit Jahren!
Ja kann das warme Frühstück als idealen Start den Schul- und ARbeitsalltag empfehlen:
Etwas Wasser oder Sojamilch mit ein paar EL Getreideflocken erwärmen und mit Nüssen, Rosinen und Obst verfeinern… Fertig!
Heidi Allesch am Mittwoch, 11. März 2009 um 07:15 Uhr
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