Der vielfach kolportierte Spruch “du bist, was du isst” gewinnt gerade im Lichte der Wissenschaft eine neue, durchaus verblüffende Bedeutung: Obwohl Zellen ja keine Verdauung haben, reagieren sie auf Koffein, selbst dann noch, wenn ihnen der Kaffee in der Laborschale “eingeträufelt” wird, wie WELT online berichtet.  Und zwar schalten sich Gene ein, die dafür sorgen, dass Magensäure frei wird - auch wenn es grade gar nichts zu verdauen gibt.

Das bestätigt nicht nur, was wir alle immer schon wussten: dass nämlich ein Espresso nach dem Essen die Verdauung unterstützt. Der Kaffee ist nur ein Beispiel für das Wechselspiel zwischen Nahrung und Erbgut, dass sich im Lauf der Evolution entwickelt hat:  “Zum einen beeinflusst das Getränk die Gene. Zum anderen bestimmen auch die Gene, wie das Getränk im Körper wirkt: Amerikanische Forscher um Anne Deitz von der University of South Carolina haben entdeckt, dass Koffein je nach persönlichem Genprofil unterschiedlich rasch abgebaut wird. Sogenannte schnelle Acetylierer verdauen den Wachmacher so schnell, dass er sie nur kurzfristig munter macht.”
Welche Kaffeesorte und Zubereitungsart nun nach dem Essen am besten ist, wollen die Wissenschaftler in den kommenden Monaten heraus finden - allerdings ist diese Frage nicht das wirklich Spannende an diesen Forschungen. „Das Erstaunliche ist, dass ganz normale Inhaltsstoffe wie Eiweiße, Zucker und Fette die Gene beeinflussen. Nicht nur Vitamine. Es sind alle Stoffe in der Nahrung“, betont Gabriele Stangl vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Die sogenannte “Nutrigenomik”, wie sich das neue Wissenschaftsgebiet nennt, hat noch keine Revolution in den bekannten Ernährungsempfehlungen ausgelöst, doch handelt es sich um einen Ansatz, individuellen Unterschieden im Stoffwechsel auf die Spur zu kommen. Manchmal ist das ausgesprochen hilfreich, denn z.B. die Empfehlung für manche Menschen, sich cholesterinarm zu ernähren, kann komplett überflüssig sein, wenn der Proband zu denjenigen gehört, deren körpereigene Cholesterinproduktion die Zufuhr von Cholesterin aus Steak und Ei komplett ausgleicht: Kommt viel rein, wird einfach weniger produziert. Bei anderen gibt es diesen Effekt so nicht, sie reagieren mit problematisch erhöhten Cholesterinwerten, müssen beim Essen also viel vorsichtiger sein.

Ich finde diese Forschungen hoch interessant, doch bestätigen sie auch eine alte Weisheit: je mehr man weiß, desto mehr wird klar, was man alles nicht weiß!  Täglich essen wir so viele unterschiedliche Dinge - und alle wechselwirken mit den vorhandenen Genen, schalten sie ein und aus. Bis man da durchblicken wird, noch dazu im individuellen Einzelfall, ist es vermutlich ganz hilfreich, solange auf sein Gespür zu vertrauen und das zu essen, womit man sich richtig wohl fühlt (nicht nur dabei, sondern auch danach!).

# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Montag, 16. Juni 2008 um 18:19 Uhr in Gesund leben & ernähren | 3571 Aufrufe

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Kommentare:

inwieweit beeinflusst dann das Schweinenackensteak die Gene des Verzehreres ?
;-)

willi am Sonntag, 22. Juni 2008 um 12:46 Uhr


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