Meistens lehne ich Produkttests, die mir angetragen werden, ab und suche mir meine Themen lieber selber. Bei der GEMMA-Gute-Energie-Massage-Matte war ich allerdings neugierig und hab’ mich darauf eingelassen: Mein Rücken kann Entspannung und “gute Energie” durchaus brauchen, sitze ich doch täglich viele Stunden am PC und schaffe es nicht immer, genug Pausen einzulegen, z.B. für ein paar dehnende Yoga-Übungen.

Nun gut, die Matte kam in einer bunt bedruckten Papprolle, wie man sie von Müsli-Versendern kennt, und eignet sich optisch durchaus als Geschenk. Es liegt ein Flyer bei,  der mir “drauf legen und auftanken” verspricht. Der Ursprung der Matte liege im Ayurveda und in der TCM (Traditionelle chiesische Medizin), heißt es da noch. Verspannungen und Verhärtungen sollen verschwinden, der Kreislauf werde stimuliert, die Durchblutung gefördert und körpereigene Endorphine sollten ausgeschüttet werden. Ich war gespannt, wie die nur 26,5 x 52,5 cm kleine Matte mit den 108 aufgenieteten runden Plastiknoppen (“patentierte Kegelspitzen”) das schaffen wollte!

Meine Pause hatte ich nun: Ca. 20 Minuten Behandlungsdauer werden empfohlen, die ich auf meiner recht harten Yoga-Matte verbrachte, auf die ich die “Gute-Energie-Matte” in direktem Hautkontakt mit dem Rücken platzierte. Mit einer Decke gegen Auskühlung geschützt, harrte ich der Dinge, die da kommen sollten. Zunächst pieksten die Kegelspitzen wie versprochen und lösten Schmerzreize aus - alles in allem aber sehr erträglich! Dass die Matte hält, was sie in Sachen Endorphin-Ausschüttung verspricht, wundert nicht:  Der Körper schüttet diese schmerzlindernden Hormone immer aus, wenn Schmerzreize länger anhalten - der Schmerz verschwindet binnen weniger Minuten zu Gunsten eines warmen Kribbelns, das auch anzeigt, dass die Durchblutung angeregt ist.Weil ich eine ordentliche Testerin bin, wartete ich die 20 Minuten tatsächlich ab, während der sich im Gefühl nichts weiter änderte. Danach - wieder am Schreibtisch - verschwand die warme Nachwirkung binnen kurzer Zeit und alles war wie gehabt. Insgesamt keine besonders spektakuläre Erfahrung, auch nicht bei zwei weiteren Tests an anderen Tagen. Auch mein Partner probierte die Matte aus, doch der ist ein Schrank von einem Mann und die Matte war für ihn viel zu klein, er spürte kaum etwas von der Wirkung, denn die Auflagefläche an seinem Rücken war recht gering.

Mein FAZIT nach mehreren Tests (auch im Nacken und seitlich liegend am Oberschenkel): Die Matte wirkt lokal für kurze Zeit durchblutungsfördernd, was ja angesichts der pieksenden Noppen nicht wundert. Mit einer “richtigen” Massage ist das jedoch nicht vergleichbar und wäre auch mit anderen “pieksenden” Oberflächen leicht erreichbar: lege ich mich mit nacktem Rücken auf meinen harten Sisal-Teppich, ist die Wirkung ganz ähnlich.

Die mit der GEMMA-Matte einher gehenden Werbe-Aussagen halte ich deshalb für etwas überzogen: Für “mehr Zufriedenheit, Gesundheit und mehr Freude am Leben” braucht es bei mir mehr als eine tägliche Pause auf dem Nagelbrett 2.0. Und ja, es stimmt, dass Nagelbretter in Indien bei den Yogis in Gebraucht waren (siehe GEMMA-Philosophie), doch eher, um die fakirische Herrschaft des Geistes über den Körper dem uninformierten Volk zu demonstrieren, das von der schmerzstillenden Wirkung der Endorphine nichts wusste. Auf der GEMMA-Website heißt es dann aber auch “GEMMA hat ihren Ursprung in der traditionellen chinesischen Medizin - TCM - wurde nach deren Grundsätzen entwickelt und patentiert” Nach allem, was ich von TCM, Akupressur, Shiatsu-Massage und Fußreflexzonenmassage weiß, werden da nicht “irgendwelche” Stellen am Körper massiert, sondern besondere Druckpunkte und Reflexzonen entlang der Meridiane, durch die nach TCM-Verständnis die Energie (Qi) fließt. Mit der GEMMA-Matte werden solche Punkte allenfalls zufällig getroffen.

Da es sich bei der Gute-Energie-Matte um ein rein mechanisch wirksames Plastikteil mit aufgenieteten Hartplastik-Noppen handelt, finde ich den Preis von 76 Euro deutlich überzogen. Gegen meine Verspannungen durch zu langes Sitzen helfen ein paar passend gewählte Yoga-Übungen nachhaltiger als pieksende Noppen - und die sind ganz umsonst!

# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Donnerstag, 17. Dezember 2009 um 11:52 Uhr in Wellness: Behandlungen | 13974 Aufrufe

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Kommentare:

Sehr interessante Reflexion zur Matte. Ich verwende die Matte nun seit ca. 3 Monaten. Ich war anfänglich auch skeptisch und auch meine Anfangserfahrungen waren wie oben beschrieben. Bei mir stellte sich nach ca. 1 Woche eine merkliche Veränderung ein. Ich verwende die Matte vorwiegend abends vor dem Einschlafen. Ich schlafe wesentlich besser und meine Kreuzschmerzen sind auch weg. Ich habe auch sehr gute Erfahrungen bei meinen Kindern gemacht - die kuscheln sich mittlerweilen auch die Matte und schlafen auf ihr ein.
Zur Ausgestaltung der Matte finde ich, dass sie viele Vorteile gegenüber den Produkten des Mitbewerbes hat. Ich kann sie zum Beispiel auf Reisen mitnehmen, eben weil sie nicht so groß ist. Weiters finde ich den Auffbau gut, ich kann die Matte leicht waschen und sie bleibt dadurch immer hygienisch.

Gregor Keltscha am Montag, 21. Juni 2010 um 04:45 Uhr


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