In diesen Tagen schwappt eine Welle der Empörung durch die Web-Publikationen. Es geht um die Tatsache, dass Nahrungsmittel mehr und mehr aus billigen Ersatzstoffen hergestellt werden, wie SPIEGEL ONLINE berichtete: Pflanzenfett statt Kuhmilch, gepresstes Eiweiß statt Fisch, Geschmacksverstärker statt Meerrettich. “Der Käufer muss inzwischen nicht mehr nur mit Analogkäse und Formschinken rechnen, sondern auch mit gestrecktem Pesto oder Schokoladenkeksen ohne Schokolade”, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale. “Und das nicht nur bei den Billigmarken, sondern auch bei teuren Markenartikeln.”
Die Hersteller führen zu ihrer Verteidigung an, dass der Verbraucher das so wolle. So wäre etwa ein Pesto nach original italienischem Rezept (also nur aus Pinienkernen, Olivenöl, Knoblauch und Kräutern) dreimal so teuer wie das, was man derzeit in vielen Supermärkten als Pesto bekommt. Und dass Hähnchenschnittchen nicht dasselbe wie Hähnchenschnitzel sei, erkläre sich ja von selbst.Sicher kann man ohne sich zu verbiegen einstimmen in die Klage über den Niedergang der in den Märkten angebotenen Produkte. Vor allem wirkt es fast wie ein Betrug, wenn die Verpackung mittels Bildern suggeriert, es handle sich um das Originalprodukt, wenn tatsächlich nur Aromen und billigerer Ersatz in der jeweiligen “Zubereitung” Verwendung finden. Wer studiert schon immer genau das oft allzu klein Gedruckte? Andrerseits liegt es aber tatsächlich an uns allen, ob solche “Plagiat-Lebensmittel” Erfolg haben oder nicht. Hier ist jeder gefordert, selbst zu entscheiden: bin ich mit “Analog-Käse” aus Kokosfett oder gepresstem “Formschinken” zufrieden, weil das immerhin besser ist als nichts? Oder verzichte ich lieber, wenn ich mir ein teures Nahrungsmittel nicht leisten kann und gönne es mir eben seltener, dafür aber “das Echte”?
Allzu viele entscheiden sich für Ersteres und kaufen nicht ganz so gut schmeckende Ersatzprodukte. Damit aber nimmt man sich selbst die Chance auf ein Stück mehr Lebensfreude, denn wirklich befriedigend ist der Verzehr von “Formschinken” ja nicht. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass dieses gar nicht immer ins Bewusstsein dringende Gefühl, nicht das zu bekommen, worauf man eigentlich Appetit hatte, dazu verführt, etwas mehr vom Ersatz oder zusätzlich noch etwas Anderes zu essen. Mit entsprechenden Anlagerungen als “Hüftgold”, dem wir dann wieder mühsam mit Diäten zu Leibe rücken. Ein bisschen bewusste Askese täte hier gut, brächte mehr echte Hightlights ins Leben und wäre auch gesünder, nämlich gut für die schlanke Linie!
# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Dienstag, 14. Juli 2009 um 08:45 Uhr in Gesund leben & ernähren | 6003 Aufrufe
Lebensmittelfälschungen, Analog-Käse, Formschinken
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