“Ihr persönlicher Masseur, der auch Samstag nachts um 23.00 Uhr für Sie Zeit hat”, heißt es auf der Website der Firma Brainlight, deren High-Tech-Massage-Sessel ich auf der Wohlfühl-Messe Wellness-Plus in maximaler Ausbaustufe ausprobieren durfte. Es war ein eindrückliches Erlebnis - gleich auf mehreren Ebenen der Wahrnehmung.

Erstmal ließ ich mich in die bequemen schwarzen Polster sinken, legte die Füße hoch und setzte den Kopfhörer auf. Eine sanfte Frauenstimme belehrte mich, wie ich die Lautstärke steuern und die Lichtintensität der Brille einstellen konnte, die ebenfalls zum Rundum-Entspannungserlebnis gehörte - Epileptiker sollten jedoch auf die Brille verzichten. Ich folgte den Instruktionen und war zunächst etwas genervt vom heftigen Flackern, das über die Leuchtdioden der Brille über mein armes Hirn herein brach, doch nach einer kleinen Gewöhnngszeit war es dann durchaus erträglich: bunte Farben in wilder Bewegung, dazu der Sound zuckersüßer New-Auge-Musik, unterlegt mit Meeresrauschen…. Gerade wollte ich in wohliger Trance dieser Welt entschweben, da presste sich etwas heftig gegen meinen oberen Rücken, hob mich an und fuhr meinen Rücken entlang - ich wurde quasi in Wellenform gepresst, während mich der Stuhl “abtastete” und sich auf meine Körperform einstellte. Die Polster, die meine Waden hielten, begannen zu drücken und zu ziehen, ebenso ging es im Rückenbereich los: vibrieren, kneten, klopfen, rollen, strecken - schon erstaunlich, was so ein “Massage-Automat” anzustellen in der Lage ist! Und nein, es hat nicht weh getan, war stellenweise sogar recht angenehm - aber “Shiatsu” war es nicht!

Wer sich jemals im Leben von einem Menschen hat massieren lassen, spürt sofort, dass diese Art Behandlung niemals den Punkt trifft, auf den es gerade ankommt. Aufgrund meiner vielen Sitzerei vor dem Monitor leide ich zum Beispiel unter einer Schulter- und Nackenverspannung, die vom Massagestuhl auch nicht ansatzweise gelockert werden konnte. Wie auch, handelt es sich doch um ein bloß mechanisches Drücken und wieder Zurückweichen der Polster, die gelegentlich auch schütteln und vibrieren, doch niemals einen Muskel wirklich fassen und walken können.

Ich war nicht traurig, als die Massage-Phase nach ein paar Minuten vorüber war und ich nun ganz den Klängen und Lichteindrücken überlassen wurde. Das Brainlight-System wird zur Entspannung, zur Meditation und zum Mentaltraining empfohlen, gerade hatte mir der Verkäufer noch versichert, es ersetze mehrere Stunden Schlaf. Das “wilde Flackern” soll das Gehirn in den entspannten Alpharythmus versetzen - am Schönsten fand ich es allerdings, als es sich nach ca. 20 Minuten ausschaltete und endlich alles dunkel wurde. (“Meditation” kann man das Erlebnis bei aller Liebe nicht nennen, denn dazu gehört eine geistige Konzentrationsleistung des Meditierenden, die hier gerade NICHT gefordert, ja verunmöglicht wird). Vor der Rückkehr in die laute Wirklichkeit der Messe gab’s noch ein wenig munter machende Massage, dann durfte ich mich von Brille und Hörer befreien.

Oh, wie war ich jetzt entspannt! Konnte mich kaum aufrichten und musste mich erstmal auf einen Stuhl setzen, um mich wieder zu sammeln! Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass so ein Stuhl mit allem Drum und Dran ein schöner Service im Arbeitsbereich wäre - auf die Schnelle könnten sich die Mitarbeiter so eine Art “Büroschlaf” gönnen, der es in sich hat: Abschalten und entspannen in kürzester Zeit.  Auch in einer Wellness-Landschaft ist so ein Massage-Robot als mal ganz interessantes High-Tech-Erlebnis nicht wirklich falsch, aber ein menschlicher Masseur ist so nie und nimmer zu ersetzen!


# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Montag, 29. Januar 2007 um 11:10 Uhr in Wellness: Behandlungen | 9332 Aufrufe

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