Wunden heilen am besten an der Luft – das ist einer der großen Gesundheitsmythen. Doch stimmt er tatsächlich? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass schon in der Antike Wundverbände genutzt wurden. Galen, ein römischer Arzt, kannte stolze 108 Arten der Wundverbände. Diese wurden oft sehr kunstvoll gebunden und mit Rotwein getränkt, um die Wunden schneller heilen zu lassen.

 

Doch durchgesetzt hat sich ein anderer Weg der Wundheilung: Die Austrocknung der Wunde. Mit trockenen Wundverbänden, die möglichst jegliches abgesonderte Wundsekret aufsaugen, sollten die Wunden schneller heilen. George Winter, ein Arzt, der von 1927 bis 1981 lebte, hat 1962 jedoch etwas Anderes herausgefunden. Die moderne Wundbehandlung Englands sollte seiner Meinung nach feucht ausfallen. Der Mediziner beobachtete dabei zunächst Schweinewunden und diese bildeten nach wenigen Tagen unter einem feuchten Folienverband bereits neues Epithelgewebe. Die Vergleichswunden, die trocken behandelt wurden, konnten diesen Erfolg im gleichen Zeitraum noch nicht verbuchen.

 

Wunden wurden weiter trocken behandelt

 

Obwohl die Erkenntnisse von Winter eindeutig waren, man blieb der bisherigen Annahme treu und behandelte Wunden weiterhin trocken. Ob an der frischen Luft oder unter Kompressen und Wundauflagen, die das Wundsekret aufsaugten. Das Problem bei dieser Form der Austrocknung von Wunden besteht  darin, dass Schorf entsteht. Dieser behindert die Heilung.

 

Die Zellen, die zur Infektionsabwehr eingesetzt werden, verbleiben bei der trockenen Wundbehandlung nur im Randbereich der Wunde. Sie können nicht weiter vordringen. Bei jedem Verbandswechsel wird der frisch gebildete Schorf zudem abgerissen.

 

Frische Luft bringt Wunden nichts

 

Die Austrocknung von Wunden, ob an der frischen Luft oder mit saugfähigen Verbänden, ist daher nicht ratsam. Besser ist eine Wundauflage mit geringem Saugeffekt. So kann das Wundsekret fließen. Es transportiert dabei Hormone, Enzyme, Antikörper und Wachstumsfaktoren in die Wunde. Neues Gewebe kann so einfacher entstehen.

 

Dabei sollte vom Wundsekret möglichst wenig abgetupft werden, um die Heilung zu beschleunigen. Anders sieht es bei Schorf aus, der bereits getrocknet und oft sehr dick auf der Wunde liegt. Dieser verhindert die Bildung neuer Haut und sollte entfernt werden.

 

Dennoch sollte man nicht jede Wunde selbst behandeln. Der Gang zum Arzt ist immer dann angezeigt, wenn die Wunden tief sind oder eine Blutung nicht aufhören will. Zudem sollten Menschen, die unter Diabetes leiden, zwingend den Arzt aufsuchen, da die Durchblutung hier verringert ist und Wunden schlechter heilen. Eine Rötung der Wunde, eine Erhitzung, Schmerz oder Vergrößerungen der Wunde können auf eine Infektion hinweisen. In diesem Fall muss ebenfalls zwingend der Arzt aufgesucht werden.

 

Wunden an der Luft heilen lassen – ein Mythos

 

Dass Wunden am besten an der Luft heilen, ist demzufolge einer der Mythen im Gesundheitsbereich. Die Wundheilung kann durch den sich bildenden Schorf sogar noch behindert werden. Wundauflagen, die das Wundsekret fließen lassen, die Wunde an sich aber vor Keimen und anderen äußeren Einflüssen schützen, sind daher die bessere Wahl.

# Link | Britta Lutz | Dieser Artikel erschien am Mittwoch, 09. April 2014 um 07:29 Uhr in Medical Wellness: Therapieformen | 2800 Aufrufe

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