Gerade erfuhr ich aus der Süddeutschen Zeitung  von der aktuellen Warnung des Umweltbundesamtes vor der sorglosen Verwendung von Nanopartikeln. Die winzigen Teilchen sind mittlerweile in vielen Produkten: Schokolade, Socken, Honig, Sonnencreme - und eben auch in vielen Hautcremes, Emulsionen und Konzentraten (“Serum”). Eine Kennzeichnungspflicht besteht bisher nicht, also gibt es momentan keine Möglichkeit für Anwenderinnen, mit Sicherheit Nanopartikel-freie Kosmetika zu erwerben. Ein bisschen verrückt ist das schon, wenn so ein Bundesamt Warnungen heraus gibt, andrerseits aber kein Ministerium Anstalten macht, die problematischen Stoffe erstmal vom Markt fern zu halten!

Was ist nun der Anlass für die Warnung? Sie betrifft immerhin 800 Unternehmen, die hierzulande mit Nanotechnik arbeiten, sowie alle Produkte, die dort entstehen. Die Experten des Umweltbeundesamtes verweisen auf mögliche Entzündungen, die durch eingeatmete Nanopartikel in der Lunge ausgelöst werden können. Geraten die Partikel gar ins Blut, können Schäden an den Erbinformationen der Zellen entstehen (DNS). Auch die Auswirkungen auf die Umwelt könnten schädlich sein, wenn etwa antibakterielle Nano-Teile aus Socken über das Waschen in die Kläranlagen gelangen und dort die Klärvorgänge stören. Und der Klärschlamm lande ja dann auf den Feldern, wo die Partikel in die Nutzpflanzen und ins Trinkwasser dringen. All das sei bei weitem noch nicht erforscht, deshalb verlangt das Amt eine Kennzeichnungs- und auch eine Meldepflicht für Nanopartikel-haltige Produkte. Kosmetika müssen immerhin ab 2012 aufgrund einer EU-Verordnung gekennzeichnet werden,  wenn sie Nanopartikel enthalten. Ich hab’ mal ein wenig gesucht und fand zum Thema Nano-Kosmetik den recht wissenschaftlich gehaltenen Artikel “Nanopartikel in Kosmetika - gut oder schlecht?” von Dr. Hans Lautenschläger - und zwar auf Dermaviduals.de, einer Webseite der KOKO Kosmetikvertrieb GmbH & Co.KG. Liest man sich durch die nicht gerade einfachen Erläuterungen zu den verschiedenen chemischen Stoffen in Kosmetika, dann könnte man zur Meinung kommen, es drohe keine Gefahr - jedenfalls, was die Haut angeht, die Umwelt betrachtet der Beitrag nicht. Am Ende weist Dr. Lautenschläger darauf hin, dass die Haut ständig dem Ansturm kleiner und kleinster Partikel ausgesetzt sei, die die Hautbarriere mal mehr mal weniger gut durchdringen. So sei etwa Kochsalz in Wasser gelöst noch viel kleiner als die Nano-Teile - und niemand behaupte, Kochsalz sei schädlich.

Nun ja, ich bin keine Wissenschaftlerin und kann nicht sagen, was hier stimmt. Dass es aber durchaus darauf ankommt, welche Art Teilchen in den Körper eindringt und nicht allein auf die Größe, sagt mir auch mein gesunder Menschenverstand. Ein Leser kommentierte die Meldung der ZEIT zur UBA-Warnung mit den Worten: “Wenn jemand von einem sich im Sturm von Berliner Hauptbahnhof gelösten Stahlträger erschlagen wird, fordert ja auch niemand “Makropartikel” oder Balken an sich zu verbieten.”

# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Mittwoch, 21. Oktober 2009 um 15:53 Uhr in Gesund leben & ernähren | 10693 Aufrufe

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Kommentare:

Ich habe im Internet nach einer Liste von Kosmetika gesucht, die Nanopartikel enthalten, bin aber nicht fündig geworden. Vielleicht wäre das ja mal eine ganz interessante Aufgabe für diesen Blog? Da er bei Google schnell zu finden ist, liese sich die Liste mit Hilfe von Kommentaren anderer Leser sicher schnell erweitern.
Meine Hautcreme, Nivea Visage Q10plus Tagescreme mit LSF 15, enthält schonmal Titandioxid und darf auf die Liste. :(

Franziska am Donnerstag, 22. Oktober 2009 um 15:48 Uhr


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