Man ist es ja eigentlich schon gewohnt: Die Empfehlungen zur gesunden Ernährung von gestern werden abgelöst durch die Warnungen von heute! Im Fall der nun in Verruf kommenden “probiothischen Joghurts” erscheint mir der Schwenk besonders drastisch - läuft die Werbung für die “Pflege der Darmflora” nicht noch überall?


Die unschöne Nachricht fand ich auf den Seiten der Gesellschaft für Ernährungsheilkunde GmbH, die als Quelle ihrerseits “Radio Utopia” angibt (dazu unten mehr). Im Artikel “Probiotische Joghurts” fahren die (nicht genannten) Autoren scharfe Geschütze auf und berufen sich dabei auf französische Studien. Demnach gäbe es seit längerem die Erkenntnis, dass probiotische Lebensmittel die Darmflora langfristig zerstören. Zitat: “Besonders kurios: Wer Lebensmittel dieser Art nach einem längeren Zeitraum wieder absetzt, hat häufig mit Darmbeschwerden zu kämpfen. Viele Verbraucher ziehen die Konsequenz daraus und gehen dazu über, auch weiterhin auf probiotische Lebensmittel zurück zu greifen in der Hoffnung, beschwerdefrei zu bleiben.
Die regelmäßige Aufnahme von probiotischen Lebensmitteln bewirkt bei vielen Patienten derartige Darmbeschwerden, dass ein Arztbesuch unumgänglich scheint.”
Doch im Artikel geht es nicht allein um dieses Beispiel - es ist eingebettet in einen Großangriff auf zweifelhafte und rein profitorientierte Werbung, die sich um die Stimmigkeit ihrer Aussagen kein bisschen schere. Und es kommt noch dicker, denn weiter heißt es: “So machen sich auch Experten mittlerweile ernsthaft Sorgen um die Gesundheit der Verbraucher. Der Wiener Immunspezialist Wolfgang Graninger, konnte beispielsweise nachweisen, dass probiotische Lebensmittel bei Patienten mit vorhandener Immunschwäche sogar schwer wiegende Erkrankungen hervorrufen können. Er mutmaßt, dass diese Produkte sogar als Auslöser für Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Hirnhautentzündungen verantwortlich gemacht werden können. “


Nun hat es mich doch interessiert, mal die ursprüngliche Quelle zu checken. Interessanterweise findet sich auf “Radio Utopia” nicht der wortgleiche Artikel, sondern eine andere, noch weit schärfere Fassung (“Genießen Sie den Widerspruch!”), die auch Ross und Reiter, Firmen und Produkte beim Namen nennt. Es scheint, als hätte jemand den Text vor der Einbindung im “Zentrum für Gesundheit” erstmal entschärft (womit allerdings die Quellenangabe nicht mehr stimmen würde…).

Da ich kein Französisch kann, ist es mir nicht möglich, die Studie selbst zu lesen, um zu beurteilen, was da dran ist. Allerdings neige ich sowieso dazu, der Werbung nicht unbedingt alles zu glauben. Die menschliche Darmflora ist lange OHNE künstliche Eingriffe durch “Functional Food” ausgekommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es problematisch sein kann, einen eingespielten Prozess (nämlich die Verdauung) durch fortwährende Einmischung angeblich hilfreicher Fremdbakterien zu stören. Mein Fazit: ich meide einseitige Empfehlungen und vollmundige Versprechungen, ernähre mich abwechslungsreich und bevorzuge möglichst naturbelassene Lebensmittel - die isind mir “functional” genug!

# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Freitag, 29. August 2008 um 11:04 Uhr in Gesund leben & ernähren | 4299 Aufrufe

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