Im Septemberheft des Connection-Magazins “fürs Wesentliche” findet sich ein spannendes Interview mit dem Yoga-Forscher Matthias Tietke. Es handelt von den Ursprüngen des Yoga in der uralten Induskultur, die schon lange bestand, bevor die kriegerischen Einwanderer kamen, die z.B. das Kastensystem einführten. Diese prä-arische Kultur war friedlicher und wertschätzte die Frauen, geografisch umfasste sie ein größeres Gebiet als das alte Ägypten und Mesopotamien zusammen. Auf den Steinsiegeln dieser frühen städtischen Hochkultur finden sich Darstellungen schwieriger Yoga-Stellungen - ein klarer Beweise, dass Yoga deutlich älter ist als die Veden, in denen vor allem Hindus den Ursprung des Yoga gerne verorten.
Warum sollte uns Heutige nun interessieren, woher und von wann genau Yoga stammt? Reicht es nicht, sich im Bereich der vielfältigen modernen Formen zu orientieren und die Übungstradition zu finden, die jeweils ganz persönlich passt? Im Grunde muss man sich nicht tiefer einlesen, wenn man einen guten Lehrer gefunden hat und Yoga vornehmlich gymnastisch bzw. als gesundes Training betreibt. Da aber viele nach ersten Kontakten auch gerne in die mehr geistigen und psychischen Aspekte dieser großen spirituellen Tradition eintauchen, ist es sehr sinnvoll, sich eine eigenständige Meinung über die unterschiedlichen Lehren zu bilden. Denn so manches wird als “der einzig wahre Yoga” gelehrt, was sich bei näherem Hinsehen dann als die wissenschaftlich unhaltbare einseitige Sichtweise hindunationalistischer Vermittler erweist.
Matthias Tietke hat ein ganzes Buch mit dem Titel “Der Stammbaum des Yoga” geschrieben, in dem er 30 bekannte Yoga-Koryphaen des 20.Jahrhunderts portraitiert. Dabei schaut er nicht nur auf die Lichtgestalten, sondern thematisiert auch ihre jeweiligen Schattenseiten und Verfehlungen. Noch kontroverser dürfte sein neues Werk über Anspruch und Wirklichkeit der Yoga-Szene werden, das allerdings erst im Herbst erscheinen wird - ich bin gespannt!
# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Freitag, 28. August 2009 um 09:00 Uhr in Gesund leben & ernähren | 4102 Aufrufe
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