Eine Meldung der Ärztezeitung schlägt ihre Wellen quer durch die Gesundheits-Blogs: Künstlicher Winterschlaf soll in Zukunft Fettleibigen zum Abnehmen verhelfen.  Das soll genauso funktionieren wie bei den Mäusen,  Bären und Murmeltieren, die während ihres Winterschlafs auf eine höhere Fettverbrennung umschalten, wie amerikanische Wissenschaftler an der Uni Houston in Texas im Experiment heraus gefunden haben. Auch Mäuse, die im Dunkeln gehalten werden, verbrennen mehr Fett - zu den Ursachen heißt es:

“An dieser Reaktion sind Gene beteiligt, die für die Fettverbrennung bedeutsam sind und deren Aktivität durch 5-Adenosin-Monophosphat (5-AMP) geregelt wird, fand das Team um den Molekularbiologen Dr. Cheng Chi Lee heraus. Als sie Mäusen hohe Dosen 5-AMP spritzten, hatten die Tiere Winterschlaf-ähnliche Symptome: Aktivität und Körpertemperatur sanken; der Stoffwechsel wurde heruntergefahren und auf Fettverbrennung umgestellt. Die Forscher vermuten, dass 5-AMP auch fettleibigen Menschen helfen könnte, überflüssige Pfunde loszuwerden. Mit welcher Dosis Effekte erzielt werden können, ist allerdings noch unklar.”


Das Gesundheits-Weblog kommentiert die Idee, Menschen mit einem solchen Mittel zum Normalgewicht zu verhelfen, so: “Ehrlich gesagt, ich kann meine Empörung kaum zurückhalten über derart abstruse Ideen in einer ernst zu nehmenden Wissenschaft - und dazu noch so unausgegorene! Abgesehen von anderen Gesichtspunkten stört mich an solchen Lösungsvorschlägen vor allem, dass sie den “bequemsten Weg” erleichtern - und die nötige Willensschulung ganz außer Acht lassen. “

Gut und hilfreich ist also nur, was mit einem starken Willen,  mit “Blut, Schweiß und Tränen” erkämpft wird?? So sehr ich an der Methode selber zweifle, so wenig gefällt mir die volkserzieherischen Haltung mit dem erhobenen Zeigefinger. Immerhin geht es im Ausgangsartikel um krankhafte Adipositas, ein gefährlicher Zustand, dessen Verminderung und Heilung höchste Priorität haben muss. Wenn ein kurzfristiger Winterschlaf im Rahmen eines Klinikaufenthalts dazu dient, die Situation erstmal zu entschärfen, ist das doch ok - mal davon ausgegangen, es zeigen sich nicht noch Nebenwirkungen, die schlimmer sind als die Wirkung. Wer erstmal abgenommen hat, ist vermutlich auch leichter motivierbar, das erreichte Gewicht durch geändertes Verhalten zu bewahren, bzw. weiter zu senken.

Ich sehe es als kontraproduktiv an, Übergewichtige fortwährend als willensschwache Versager zu diskriminieren. Oft sind es Menschen, die auf anderen Gebieten viel leisten und durchaus über Willenskraft und Durchsetzungsvermögen verfügen, aber gleichwohl beim Bemühen um Gewichtsabnahme immer wieder scheitern. Mitgefühl und gute Ideen sind gewiss förderlicher als die Verstärkung des schlechten Gewissens und der Angst. Denn gegen diese schmerzlichen Gefühle haben Fettleibige probate Mittel, zum Beispiel die nächste Tafel Schokolade, die zumindest ein bisschen glücklich macht!

 

# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Donnerstag, 06. September 2007 um 11:16 Uhr | 3495 Aufrufe

, , ,


Kommentieren in diesem Channel-Eintrag nicht möglich


Nächster Eintrag: Das Vital-& Wellnesshotel Zum Kurfürsten im Fernsehen
Vorheriger Eintrag: Entwicklung, Entspannung, Besinnung, Glück - eine kleine Blog-Rundschau

Gesundheit

Wellness-News

Back to top