Während viele Verbraucher zunehmend darauf achten, dass ihre Kosmetika und Wellness-Produkte keine aus Erdöl gewonnenen Substanzen enthalten, will man in Aserbeidschan gerade einen neuen Wellness-Hype kreieren: das Kurbad im Schweröl, das rund um die Stadt Naftalan ganz ohne komplizierte Förderung an die Erdoberfläche tritt.

Natürlich handelt es sich nicht um gewöhnliches Erdöl: dem “Naftalan” (es heißt wie die Stadt und der Bezirk) werden Heilkräfte zugeschrieben. In einem Beitrag, der im Weltspiegel (ARD) gesendet wurde, sagt die Chefärztin der ebenfalls den Namen “Naftalan” tragenden Kurklinik: “Naftalan heilt siebenundsiebzig Krankheiten. Haut, Gelenke, Unfruchtbarkeit, viele Entzündungskrankheiten. Neulich hatten wir einen Patienten mit schwerem Gelenkrheuma. Er konnte kaum gehen, nur ganz langsam und an Krücken. Nach fünf Wannen fühlte er sich besser, nach der zehnten konnte er laufen. Die Krücken hat er uns geschenkt.“

In der ehemaligen Sowjetunion war das Kurbad im heilsamen Erdöl bereits beliebt, doch jeder Artikel, den ich dazu im Web finde, erwähnt auch das Problem mit diesem Stoff. So heißt es in der WELT Online (”Andere Länder, andere Sitten”): “Das Öl besteht zu fast 50 Prozent aus Naftalin, einem Hydrocarbon, das gemeinhin als Mottengift Verwendung findet. Das ist insofern ein Problem, als die EU-Bestimmungen es als potenziell krebserregende Substanz führen.” Das ficht in Naftalan allerdings niemanden an, denn angeblich hätten ja bereits Millionen Gäste die Bäder ohne böse Folgen überstanden - eine Behauptung, die mangels Langzeit-Untersuchungen wohl mehr Hoffnung als Wissen ausdrückt.

Nach einem “Heilbad” im Naftalan muss ein Bademeister den Gast aufwändig vom Öl frei schaben. Eine is zu 8-minütige Prozedur, die gewiss schon für sich alleine die Hautdurchblutung anregt und Peeling-typische Wirkungen auf die Haut haben kann. Ob das SPA-Erlebnis der aserbeidschanischen Art allerdings auch westliche Besucher locken kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Im Wellness-Boom ist ja vieles möglich, doch würde zumindest ich mich nicht freiwillig in eine solche Ölwanne legen!

# Link | Christiane Bach | Dieser Artikel erschien am Dienstag, 13. April 2010 um 08:01 Uhr in Wellness: Behandlungen | 7012 Aufrufe

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